Es ist zwar schon seit einer Weile nichts Neues mehr, aber die Stadt hat bei der Parksituation am Medicum Nägel mit Köpfen gemacht: Der ganze Fußgängerbereich ist nun durch Poller gesichert. Niemand kann hier mehr mit dem Auto parken.
Die Situation vor Ort war noch bis vor Kurzem untragbar. Autos sind über die Fußgängerampel ein- und ausgefahren und selbst Radfahrer wurden beim Abstellen behindert (siehe Artikel). Die Stadt hat nun kompromisslos durchgegriffen und Poller installiert, was sehr zu begrüßen ist.
Des einen Freud’, des anderen Leid: Gehbehinderte Patienten müssen nun ihr Fahrzeug etwas weiter weg abstellen, was auch zu Verärgerungen führte, wie in diesem Kommentar zu lesen. Aber das ist auch eine Konsequenz der allgemeinen Verkehrspolitik, denn Falschparken wird als Kavaliersdelikt angesehen und daher mit nur ein paar Euro geahndet. Falschparker haben also (fast) nichts zu befürchten und parken praktisch überall. Aus diesem Grund können Parkplätze für Schwerbehinderte nicht ausreichend geschützt werden, weil die Abschreckung ist zu gering ist.
Die Diskussionen werden weiter gehen, aber man muss der allgemeinen Disziplinlosigkeit die Stirn bieten, vor allem dort, wo Fußgänger und Radfahrende ernsthaft gefährdet sind. Autofahrende muss man spüren lassen, dass sie nicht überall erwünscht sind, und dafür gewinnen, ihre Wege auch mal anders zurückzulegen. Viele Autofahrende sind der Überzeugung, dass sie ja viele Steuern zahlen und deshalb ein Recht haben, das Auto überall abzustellen. Diese Rechnung ist falsch. Die Unterdeckung der KFZ-Verkehrs beträgt 50-100 Mrd Euro pro Jahr, sprich, der KFZ-Verkehr wird jährlich mit 50-100 Mrd Euro von der Gesellschaft subventioniert. Es ist an der Zeit, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen.
Anfangen könnte man mit der flächendeckenden Einführung von Anwohnerparkzonen und einer anständigen Bepreisung von Parkausweisen. Ausgehend von den Kosten eines privaten Parkplatzes wäre ein jährlicher Beitrag von 200-300 € wünschenswert und gerecht. Dadurch könnte auch die Autoflut in den Städten etwas eingedämmt werden. Der Umstieg auf andere Verkehrsmittel würde erleichtert.