Dieser Leserbrief stand in der Kreiszeitung vom 16.5.2017:
Zum Thema “Radverkehr in Böblingen”.
Anlässlich der Eröffnung des Böblinger Stadtradelns wünscht sich Herr Sundermann von der Radinitiative Böblingen von Oberbürgermeister Lützner dringend ein klares Bekenntnis zum Fahrrad. Herr Siekemeier (FreieWähler) ist da direkter: “Effekthascherei statt Effektivität”, ja Stillstand, präge die Radpolitik in Böblingen. Und legt noch nach: “OB und Gemeinderat sind zu echten Verbesserungen unwillig.” Doch wie sind die Fakten?
Merkmale guter Radverkehrspolitik sind: Breite Bevölkerungsschichten, von Jung bis Alt, nehmen das Rad zu Arbeit und Einkauf. In Böblingen Fehlanzeige! Wichtige Radel-Hauptrouten sind mit breiten Radwegen ausgestattet. Doch nicht in Böblingen, dort ist die Sicherheit der Fahrradfahrer drittrangig, siehe Wolfgang-Brumme-Allee (Parkplätze haben Vorrang), Elbenplatz (keine einzige der Straßen hat am wichtigsten Verkehrsknoten einen Radweg) oder Park-/Tübinger Straße. Ein gutes Fahrradklima wird spitze bewertet. Doch Böblingen hat im Städte-Ranking die Rote Laterne. In Böblingen gibt es zum Nikolaustag Schokoladenherzen für Radfahrer, es gibt demnächst die 76. Sitzung der AG Radverkehr, aber trotz jahrelanger Forderungen immer noch kein Radverkehrskonzept. Einige Gemeinderäte stellten zum Haushalt 2017 mehrere konkrete Anträge zur Erhöhung der Sicherheit der Radfahrer. Dafür (oder besser dagegen?) gab es eine glänzende Idee: Steckt die Rad-Anträge ohne Abstimmung in die AG Mobilität.
Doch diese ist eine Art Abfalleimer, ein schwarzes Loch, denn sie existiert nicht einmal. Da drängt sich Siekemeiers Beschreibung für Verwaltung und Gemeinderat zum Radverkehr als “unwillig” geradezu auf.
Hubert Bohner, Böblingen