Radachsen und Qualitätsstandards

(Quelle: Radentscheid Stuttgart)

Aktuell sind die Radachsen nur projektiert. Die Stadt schreibt dazu: „Um die Radachsen attraktiv zu gestalten, muss ein Ausbau der Infrastruktur und eine Wegweisung erfolgen. Die Routen sind daher noch nicht Richtlinien-konform ausgebaut.“ Was Richtlinien-konformer Ausbau bedeuten könnte, wird nachstehend erklärt.

ERA – Empfehlungen für Radverkehrsanlagen

Die ERA werden von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen in Köln herausgegeben. Die ERA selbst ist nicht ganz unumstritten (siehe hier), ist aber als Stand der Technik anerkannt. Die ERA wurde bislang von der Stadt Böblingen nicht immer eingehalten. Der Radweg über die Autobahn Richtung Dagersheim, der demnächst neu gebaut wird, wird die Anforderungen der ERA auch wieder nicht einhalten, was allerdings auch mit der Konstellation der Bauträger zu tun hat (siehe hier). Dennoch wird die neue Brücke über die A81 Teil der Radachse R4 Flugfeld-Achse sein.

Musterlösungen für Radverkehrsanlagen in Baden Württemberg

Die Musterlösungen werden vom Verkehrsministerium Baden Württemberg herausgegeben und sollen die Planungen vor Ort erleichtern. Die Einhaltung der Musterlösungen ist Voraussetzung zu Förderung von Radverkehrsanlagen. Die Stadt tut sich manchmal schwer, die Lösungen 1 : 1 umzusetzen.
Radverkehrskonzept Landkreis Böblingen, Alltagstauglichkeit

Das Radverkehrskonzept für den Landkreis Böblingen wurde Ende 2014 durch das Planungsbüro VIA eG aus Köln fertiggestellt und anschließend vom Kreistag verabschiedet. Das Planungsbüro hat darin aus der ERA, weiteren Richtlinien und gesetzlichen Vorschriften Qualitätsstandards herausgearbeitet, die allgemein anerkannt sind. Als Kernkriterium für Verbindungen des Alltagsradverkehrs gilt demnach die Alltagstauglichkeit. Kernanforderungen sind:

  • Bei Nacht befahrbar bedeutet Beleuchtung in Siedlungsbereichen
  • Im Winter befahrbar, also muss Winterdienst ggf. möglich sein
  • Bei Nässe befahrbar bedeutet feste Oberflächen, wie z.B. Asphalt

Von Radentscheiden erarbeitete Qualitätsstandards

In vielen Städten haben sich Ehrenamtliche zusammengeschlossen und Radentscheide initiiert um den Ausbau der Radinfrastruktur voranzutreiben. Teilweise wurden dabei auch Qualitätsstandards erarbeitet. Ein Beispiel hierfür aus München.
Die Münchner sprechen sich für folgendes aus:
„Kernelemente dieser Infrastruktur sind geschützte Radwege, die auf viel befahrenen Straßen baulich vom motorisierten Verkehr getrennt sind. Eine ausreichende Breite, Doppelborde, Poller und farbige Markierungen dienen dazu, auf den Radwegen Sicherheit zu vermitteln. Um komfortables und sicheres Fahren zu ermöglichen, erlaubt es die Infrastruktur, nebeneinander zu fahren und zu überholen, ohne in den fließenden Kfz-Verkehr ausweichen zu müssen. Radwege müssen zudem Platz bieten für Liefer- und Lastenräder sowie Fahrradanhänger, und sie müssen Raum bieten für Radfahrende in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
Bei der Wartung und Instandhaltung muss die Radinfrastruktur die gleiche Priorität genießen wie
Kfz-Straßen: Radwege müssen zeitnah von Schnee und Laub befreit werden, Schlaglöcher und Unebenheiten sind inakzeptabel. Baustellen müssen mit einer sinnvollen Verkehrsführung einhergehen, die auch Radfahrer*innen berücksichtigt. Wo es nicht durch bauliche Maßnahmen verhindert wird, müssen Polizei und Ordnungsämter sicherstellen, dass Radwege nicht als Parkflächen missbraucht werden.“

In Stuttgart haben engagierte Radfahrer den Stuttgart-Standard entwickelt und setzen sich dafür an, dass dieser künftig bei allen Radinfra-Neubauten angewendet wird – siehe Titelbild. Neben der Gestaltung von autoverkehrsberuhigten Nebenstraßen (Fahrradstraßen + modale Filter) gehören zu dem #StuttgartStandard auch Radwege. So stellen wir uns das grob vor. Wo es aus Platzgründen nicht möglich ist, den Stuttgart-Standard einzuhalten, sollte möglichst Fahrradstraßen eingerichtet werden.

Braunschweig hat ebenfalls 7 eigene Ziele formuliert, die in einem Stadtratsbeschluss mündeten.

Mit diesem Wissen im Rücken können nun Rückmeldungen zu den Radachsen gegeben werden, je mehr, desto besser: zur Radachsenseite.

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