Antwort der Fraktionen

Nach der Abstimmung über den drei- bzw. vierspurigen Ausbau der Krankenhauszufahrt, hatte ich die Pro-Vier-Spur Mitglieder des Gemeinderats gebeten, zu erläutern, warum sie entgegen der Expertise des Tiefbauamts gestimmt haben. Insgesamt 16 Gemeinderäte+innen, vorwiegend aus den Fraktionen der CDU, Freien Wähler und FDP.

Verkehrssimulationen können den tatsächlichen Verkehrsfluss recht gut darstellen und bieten eine wichtige Planungsgrundlage. Anders als bei Wettersimulationen gibt es relativ wenige Eingangsparameter. Die Anzahl der Fahrzeuge und deren Fahrziele sind recht gut bekannt. Mir fallen keine Gründe ein, warum man einer Verkehrssimulation nicht glaube sollte.

Leider waren die Reaktionen recht spärlich. Die Interpretation der vielen Nicht-Antworten überlasse ich den Lesern+innen. Ich kann mir aber vorstellen, dass eine Antwort leichter gefallen wäre, wenn belastbare Gründe für die vierspurige Variante vorlägen. Hier die Antworten, nach Eingang zeitlich sortiert:

Dorothea Bauer, Fraktionsvorsitzende der Grünen

die von den Freien Wähler beantragte Simulation hat gezeigt, dass man die Calwer Straße gut mit drei Fahrspuren gestalten kann, ohne negative Auswirkungen auf den Auto-Verkehr. Das wäre klimaangepasst und eine Aufwertung des Stadteingangs. Eine vierte Spur ist mit hoher Wahrscheinlichkeit unnötig und führt zu höheren Kosten und vermutlich auch zum Verlust von Fördergeldern für klimaangepasste Gestaltung. 

Selbstverständlich wird die Planung berücksichtigen, dass Krankenfahrten das neue Klinikum schnell und ohne Zeitverzögerung erreichen können. Die Stadtverwaltung hatte deshalb schon zugesagt, dass wenn es wirklich erforderlich sein sollte,  auch 4 Spuren gebaut werden. 

Aus all diesen Gründen hat die Grüne Fraktion geschlossen gegen den gemeinsamen Antrag gestimmt, mit 4 Spuren statt mit 3 Spuren weiter zu planen.

Frank Hinner, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler

Gerne kommen wir als Fraktion Ihrer Anfrage nach.Es handelt sich in der Calwer Straße am neuen Klinikum um eine sehr komplexe Verkehrssituation. Die baulichen Maßnahmen ob vierspurige oder dreispurige Variante wird uns die nächsten 20 Jahre begleiten. 
Daher haben wir mit der FDP einen interfraktionellen Antrag hierzu eingereicht.
Die Argumente und damit die Antwort auf Ihre Fragen können Sie dem interfraktionellen Antrag, der in der Presse dargestellt wurde, entnehmen.
Im übrigen geht es hier zunächst um eine Planung. Wie Sie sicher verfolgt haben, bleibt eine dreispurige Variante ebenfalls noch im Spiel.

Willi-Reinhart Braumann, Bürger für Böblingen

Sogar der Feuerwehr Chef sieht Probleme.
 Ich habe mein ganzes Leben im Krhs. verbracht.Die Klinik wird eine der größten Kliniken in BW.Allein in meinem Fach gibt es mehr als 200 amb. Pt. pro Tag Da kommt praktisch keiner mit dem Fahrrad.Nach meinen Erfahrungen war es erforderlich, den Vorschlag der Verwaltung nicht zu akzeptieren. Die BfB waren die ersten die den GR aufgeweckt haben. Die Argumentation der Verwaltung war selten schwach, da man ja bis 2030 mit Stau zu rechnen habe etc.Dieser Vorschlag der VE einspurig vor einem Großen Klinkum ist absolut nicht akzeptabel.

Danke für alle Antworten.

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2 Kommentare zu “Antwort der Fraktionen”

  1. In diesem Kommentar nun meine Meinung zur FDP/FW Position:

    Die von der FDP und FW geforderte 4 spurige Ausführung der Calwer Str ist im Kern mit einem theoretischen Fall begründet. FDP und FW nehmen theoretisch an, dass der "Flaschenhals" entfernt werden könne. Nur für diesen theoretischen Fall könnte eine 4-spurige Ausführung bei der Klink sinnvoll sein (für den theoretischen Fall müsste man dann weitere Analysen vornehmen).

    Aber: Kann die Theorie der Beseitigung des Flaschenhalses umgesetzt werden? Was wäre zu tun, um den Flaschenhals zu entfernen?

    a) Zu dichte Folge der zwei Kreuzungen (Konrad-Zuse-Str. von rechts und Hans-Klemm-Linksabbieger): Ein Zurück zum Original-Plan vor 2013 mit einer verschwenkten Konrad-Zuse-Straße die bei der damaligen Ensinger Str gegenüber der Hans-Klemm-Str. geführt wird (so dass es nur einen statt zwei Kreuzungen gibt), wird es nicht geben. Die Grundstücke sind verkauft. Der erhaltene Wohnraum ist saniert.

    b) Abmilderung des Rückstaus durch Maßnahmen bei der Eisenbahnbrücke: Theoretisch könnte man vielleicht den Rad und/oder Fußverkehr mit einer "angeklebten" oder eigenen Brücke führen. Hohe Kosten, die dazu führen würden, dass die Autos parallel auf der Brücke stehen statt hintereinander vor der Brücke. Es würde die Kfz-Stockung geringfügig mildern und die Kfz-Rechtsabbieger in die Talstraße etwas beschleunigen. Aber im Bereich gegenüber des ehemaligen Hotels Krähenbühl (C33) müsste man Grundstücke erwerben, was unrealistisch ist. Sehr hohe Kosten für eine geringe Milderung bei äußerst fragwürdiger Umsetzbarkeit.

    c) Theoretisch könnte man dem Rad und Fußverkehr eine Rückkehr zur alten Situation zumuten, so dass die Eisenbahnbrücke wieder 4 Spuren für Autos hat. Auch hier wäre für Kfz wieder nur eine Abmilderung erreicht. Dem Rad- und Fußverkehr würde die Botschaft vermittelt: "Verkrümelt Euch wieder, die Brücke gehört dem Kfz-Verkehr". Das wäre eine Abkehr vom Ziel, den öffentlichen Verkehrsraum für alle Teilnehmenden zu gestalten.

    Ich persönlich halte es für unrealistisch, dass man den Flaschenhals entfernen kann. Dann ist auch der 4-spurige Ausbau hinter dem Flaschenhals sinnlos. Geld, Energie, Gedanken, Gestaltungsideen sollten sich darauf fokussieren, wie man den Kfz-Verkehr außenrum statt mittendurch führen kann. Die Initiative von FDP und FW war ud ist daher alles andere als zielführend oder sinvoll.

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  2. Position der FDP/FW

    Um den Leser*innen auf dieser Seite zu ermöglichen, sich ein vollständiges Bild zu machen, kopiere ich in diesen Kommentar Antrag und die Begründung der FDP und FW, auf die Frank Hinner verwiesen hat. Dieser Kommentar spiegelt nicht meine Meinung wieder, sondern dient nur dem Zweck, dass Lesende dieser Web-Seite nicht mühsam nach der FDP/FW Argumentation suchen müssen:

    "Antrag zum Umbau Calwer Straße zwischen J.-Schütte-Straße und Flugfeldallee - Drucksache Nr. 21/091
    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
    wir beantragen,
    der Gemeinderat möge zu Ziffer 2 der Drucksache Nr. 21/091 beschließen:
    2. Die Planung zum Umbau der Calwer Straße im Abschnitt von der Flugfeldallee bis zur H.-Klemm-Straße erfolgt 4-spurig unter Einbezug einer möglichen Auflösung des Flaschenhalses Herrenberger Straße / Flugfeldallee.
    Begründung:
    Die mikroskopische Verkehrsuntersuchung hat die vom Gemeinderat aufgeworfenen Fragen zur Leistungsfähigkeit im gesamten Bereich von der Herrenberger Str. bis zum Flugfeldklinikum unter Einbezug von Rettungswagen, Feuerwehr, Schwerlastverkehr sowie Rad- und Fußgängerverkehr nicht beantworten können.

    Dies hat der künstlich geschaffene Flaschenhals in Höhe Talstraße, vor allem aber an der Kreuzung Zuse-Straße/Hanns-Klemm-Straße verhindert. Nur unter der Voraussetzung dieses Flaschenhalses und bei Ausblendung weiterer Kriterien (u.a. des Schwerlastverkehrs) ist die Empfehlung der Verwaltung zum Rückbau auf 3 Spuren erfolgt.
    Die Verwaltung plant für das Jahr 2030 mit einem höheren Verkehrsaufkommen und damit mit einem Dauerstau stadtauswärts.
    Dies steht in Widerspruch zum erklärten Ziel der Stadt Böblingen, den Verkehr aus der Stadt heraus zu bringen. Der Dauerstau ist umwelt- und gesundheitsschädlich und wird erhebliche Probleme für Rettungswagen und Feuerwehr verursachen. Einmal abgesehen davon, dass dies bei unseren Bürgern erheblichen Ärger und Schäden verursacht und damit auch zur Politikverdrossenheit beiträgt. Dieses Problem müssen wir deshalb zeitnah angehen.
    Ist die Calwer Straße jedoch erst einmal zurückgebaut, könnte der nächste Flaschenhals drohen und das Problem noch schwerer zu lösen sein. Um dies zu verhindern, muss von Anfang an eine zukunftsorientierte Variante mit Reserven geplant wurden. Hierzu halten wir es für sachgerecht, die umfassende, detaillierte Planung auf Basis einer 4-spurigen Variante unter Berücksichtigung von Radwegen, Bus und LKW-Verkehr, Rettungswagen und Feuerwehr anzugehen, die auch einen höheren Verkehrsflussabfluss stadtauswärts berücksichtigen muss, der durch die notwendige Auflösung des Flaschenhalses, z.B. durch einen Brückenumbau o.ä. entstehen würde.
    Dr. Detlef Gurgel Frank Hinner
    Fraktion der Freien Demokraten Fraktion der Freien Wähler"

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